Inszenierungen
Haarmann
von Marius von Mayenburg
als Hörraum
Deutschlanfunk/ Baracke am Deutschen Theater
1998
Szenen aus "Don Juan kommt aus dem Krieg"
Ödön von Horvath
bat-Studiotheater, Berlin
1999
Mozart und Salieri
A. Puschkin
bat-Studiotheater, Berlin
1999-2001
Einrichtung zahlreicher szenischer Lesungen an
der Baracke am Deutschen Theater
und an der Schaubühne, Berlin
Disco Pigs
E.Walsh
HfS "Ernst Busch" Berlin
2000
Herr Kolpert
von David Gieselmann
DSE (gemeinsame Regie mit Marius von Mayenburg)
Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin
2001
Traum in Herbst
von Jon Fosse
DSE
Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin
„...Weil Twiehaus mit seiner Inszenierung an die Seele rührt und Bühne wie Publikum in einen leichten, aber anhaltenden Zitterzustand versetzt...“ (tageszeitung)
2002
Kühltransport
von Maxim Biller
Uraufführung
Staatstheater Mainz
„... Twiehaus zeigt Individuen in ihrer Haltung zur Welt. Er vertraut dem Text, den er zu einer Art magischem Realismus weiterentwickelt. In Mainz wird mit einfachen Theatermitteln eine entsetzliche Geschichte erzählt, ganz ohne szenische Mätzchen. Er gibt den unbekannten Opfern Würde...“
(Der Tagesspiegel)
Das kalte Kind
von Marius von Mayenburg
Ungarische Erstaufführung
Theater Kretakör (Arpad Schilling), Budapest
2003
Genua 01
von Fausto Paravidino
DSE
Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin
Der Revisor
von N. Gogol
Staatstheater Mainz
„... Nicht im Zweifel stehen komödiantische Spritzigkeit und spielerische Intelligenz des Mainzer ,Revisors‘...“ (Wiesbadener Kurier)
2004
Mad in America
von Meike Hauk
Uraufführung
Staatstheater Mainz
Kasimir und Karoline
von Ödön von Horvath
(in ungarischer Sprache)
Theater Kretakör Budapest
Parasiten
von Marius von Mayenburg
bosnische Erstaufführung
Kamerni Teatar 55 in Sarajevo
Das letzte Band
von Samuel Beckett
Staatstheater Mainz
Kamikaze Pictures
von Jan Liedke
Uraufführung
Theater Heidelberg
2005
Die Gerechten
von Albert Camus
Theater Aachen
Platonov
von Anton Cechov
Theater Erlangen
Entlegene Inseln
von David Greig
deutschsprachige Erstaufführung
Staatstheater Mainz
Maxi-Singles
von Katharina Schmidt
Uraufführung
Theater Heidelberg
2006
Fettes Schwein
von Neil LaBute
Theater Magdeburg
Solaris
Schauspiel nach Motiven des gleichnamigen Romans
von Stanislaw Lem
Theater Aachen
Explodierende Pottwale
von Lukas Hollinger
Uraufführung
Schauspiel Leipzig
Buddenbrooks
nach Thomas Mann
Theater Magdeburg
2007
Herr Puntila und sein Knecht Matti
von Bert Brecht
Theater Konstanz
Genua 01
von Fausto Paravidino
Theater Konstanz
"Genua 01" ist kein ausgewogenes Polittheater, sondern bezieht Stellung. Die Konstanzer Inszenierung unterstreicht das noch. Hier hat vor allem eine Seite Unrecht, nämlich der Staat. Und wie. Dann kommt es, wie es fast kommen musste. Ein Polizist tötet einen jungen Demonstranten. Notwehr hieß es. Die Fakten legen etwas anderes nahe.
Schließlich der nächtliche Überfall der Polizei auf ein Nachtlager der Demonstranten, das mit Blutvergießen und Massenverhaftungen endet. Wie die jungen Darsteller diese Gewaltexzesse ins Bild setzen - da bleibt einem die Luft weg. Wie zuvor das Happening mit Cat-Stevens-Songs ist auch jetzt die ungeheuere Kraft zu spüren, die die gesamten 70 Minuten von diesem Ensemble ausgeht. Neun Monate haben Strasser und Twiehaus und die 42 Jungdarsteller miteinander gearbeitet, das Resultat ist mehr als außergewöhnlich. „ (Südkurier)
Die Räuber
von Friedrich Schiller
Theater Konstanz
2008
Don Quijote
von Michael Bulgakow
Theater Konstanz
Die schmutzigen Hände
von Jean-Paul Sartre
Theater Bremen
Menschliches Versagen
von Lukas Hollinger
UA
Theater Konstanz
Die Dreigroschenoper
von Bert Brecht/ Kurt Weill
Theater Konstanz
„So langsam und zerdehnt hat man den „Mackie-Messer-Song“ selten gehört. Doch der Eindruck täuscht. Blitzschnell erwacht der Raubfisch und zischt torpedogleich auf einer mächtigen Welle von Rockmusik auf und davon. Dieser Haifisch, der hat Zähne, und die Zähne hört man doch. Schnelle Gitarrenriffs, hämmernde Drums und ein jazziges Saxofon weisen dem Hai den Weg. Die gute alte Dreigroschenoper von Bertolt Brecht und Kurt Weill kommt in Konstanz als röhrendes Rock-Musical auf die Bühne. Kann man das machen? Der alte Brecht hätte gesagt: „Wenn man es kann…“ Und sie hat es ganz gut gekonnt, die Truppe um Regisseur Wulf Twiehaus, bestehend aus Schauspielern, Musikern, Ausstattung und Beleuchtern.“ (Südkurier)
Ich bin der Wind
von Jon Fosse
DE
Theater Konstanz
„Während Jon Fosses Text durch seine wiederholenden Sequenzen die Gnadenlosigkeit dieser Weltdepression wiedergibt und «den einen» gegen «den anderen» konsequent verlieren lässt, vermitteln Bühnenbild, Lichtführung und schliesslich das Cello mit seinem spröden, dabei so herzzerreissenden Gesang die emotionale Umgebung, in der es stets auch um die Hoffnung geht.
Und dann natürlich Alexander Peutz und Odo Jergitsch, die als Namenlose pausenlos reden, ohne dass angesichts der Grundfragen des Lebens die Sprache eine Antwort bereithalten könnte. Die beiden Schauspieler sind an diese Sprache Fosses gekettet, die statisch wirkt, sie sind der Zeit auf der Bühne selten gnadenlos ausgesetzt. Wenig Bewegung darf sein, das gemeinsame karge Essen wird zum Inbegriff dessen, was im Leben an Wärme und Gemeinsamkeit möglich ist. Der Eiserne Vorhang senkt sich am Ende wieder vor die Spielebene ab, davor bleibt tröstend das Cello.“ (Thurgauer Zeitung)
2009
Klassen Feind
von Nigel Williams
Schaubühne Berlin
2010
Glaube, Liebe, Hoffnung
von Ödön von Horvath
Theater Konstanz
„... Die Liebesszene zwischen Elisabeth und dem Polizisten ist von Twiehaus so bleibend erzählt, in einem gläsernen Treibhaus, blühen zwei Körper, weil sie sich umarmen...“ (nachtkritik.de)
Faust
von J.W. Goethe
Theater Konstanz
„Wulf Twiehaus inszeniert den Klassiker mit Mitteln des Schauspiels und des Figuren- und Puppentheaters. Was, wenn Fausts Erlebnisse nur Projektion, Hirngespinste eines einsamen Denkers waren? Was, wenn Faust nie aus seinem Studierzimmer herausgekommen ist und sich alles Nicht-Gelebte einfach herbei fantasiert? (see-online)
Gertrud
von Hijalmar Söderberg
Theater Konstanz
„...Es ist nicht einfach, ein solches Stück auf die Bühne zu bringen. Wulf Twiehaus ist es am Stadttheater Konstanz mit einer sehr sorgfälltig-einfühlsamen Personenregie und kleinen szenischen Kunstkniffen gelungen...“ (Südkurier)
Othello
von Shakespeare
Theater Konstanz (Trailer)
„... Zusammen mit den eigespielten besten Eifersuchtssongs der Popgeschichte gelingen dem Regisseur und Musiker Wulf Twiehaus Bilder wie im großen Kino...“ (Südkurier)
2011
Die Räuber
von Friedrich Schiller
Hans Otto Theater Potsdam
„Kann man wohl dem Plot von Intrige, Verbannung, Aufbegehren, Selbstzerstörung, Liebesschmerz und Tod noch folgen, so sieht man doch tatsächlich nicht viel von einer Handlung auf der Bühne. Abgesehen von den obligatorischen Tobereien und wilden Spektakeln, die sich meist im kalten spärlichen Neonlicht abspielen, wenn sich die lauten Klagen und Wutschreie der Söhne über das Publikum ergießen, hört man stattdessen viel Background-Musik, etwa von PJ Harvey, Patti Smith oder Noel Gallagher. Als musikalische Höhepunkte jedoch erweisen sich dann Titel wie „Hurt“ von Nine Inch Nails oder „My Body Is A Cage“ von Arcade Fire in den bemerkenswert guten Eigeninterpretationen der Schauspieler. Aussagekräftige Unterstützungen. Denn Twiehaus’ Inszenierung ist zuallererst ein gewaltiges Sprachspiel, eine mehrstimmige Wortflut, darin es nicht an Augenblicken mangelt, in denen die Figuren fast übergangslos zu verschwimmen scheinen und wo man manchmal genau aufpassen muss, wessen Rolle da gerade gesprochen wird. Doch schadet diese Überlagerung dem Stück selbst keineswegs. Viel mehr wird so deutlich, dass hier nicht in erster Linie der Bruderkrieg zur Tragödie wird oder ein unerfüllbares Liebesglück, sondern die brüchig gewordene Welt der Väter, gegen die die Nachfolgegeneration mit Fleischermessern und Pistolen rebelliert, wenngleich letzten Endes vergeblich.So scheint es auch, dass verrohte Kühnheit auf der einen und Hinterlist auf der anderen Seite irgendwann plötzlich verschmelzen. In ihrem unbändigen Freiheitsdrang und ihrem ins Nirgendwo verlagerten persönlichen Glücksanspruch, eben in dieser schmerzlichen Sehnsucht finden die drei Hauptfiguren zusammen. Mit Leidenschaft und einer merklichen Festigkeit haben die Schauspielstudenten dies in achtfacher Ausführung transportiert und nach zwei Stunden auf der Bühne ein Schlachtfeld hinterlassen.“
(Potsdamer Neuste Nachrichten)
2012
Tschick
von Wolfgang Herrndorf
Theater Konstanz
(Wiederaufnahme seit dem 12.03.2014)
„Wohlstandsverwahrlosung nennt man das heute. Wulf Twiehaus belässt es in seiner Inszenierung des Jugendromans „Tschick“ für das Junge Theater Konstanz im Großen und Ganzen dabei, dies zu konstatieren. Die beiden 13-jährigen Jungs sind ihm wichtiger. Ihre Geschichte soll erzählt werden, die Geschichte einer Selbstfindung. Das mag in heutiger Zeit nichts Besonderes sein, wie sie erzählt wird, ist aber besonders.“ (Südkurier)
Das Leben ein Traum
Pedro Calderon de la Barca
Theater Konstanz,
Premiere am 21.02.2014
So trifft Theater sein Publikum
„Die Konstanzer Inszenierung von Calderóns „Das Leben ein Traum“ besticht durch DetailreichtumEs ist ungewöhnlich still im Zuschauerraum. Das Theater erfährt Aufmerksamkeit, weil die Dinge hier so verhandelt werden, dass eine große Form spürbar wird, die durch Detailreichtum besticht, ohne sich je zu verzetteln. Dabei ist „Das Leben ein Traum“ von Calderón de la Barca aus dem Jahr 1635 kein Stück, das auf Sicherheiten baut. Vielmehr hat Calderón ein Szenario entwickelt, in dem das Leben kaleidoskopartig gebrochen und über die Frage nach dem Realitätsbezug die eigentliche Frage gestellt wird, was den freien Willen ausmacht. Dass das Stück auf der Konstanzer Bühne einen solch stabilen Rahmen erhält, ist der Regie von Wulf Twiehaus geschuldet.
Die Welt, die Calderón entwirft, entfaltet sich nun auf einer Schräge in diffus grauer Färbung, eingefriedet ist sie durch schnörkellose Gerüste von klarer, zeitgenössischer Ästhetik (Bühne und Kostüme: Katrin Hieronimus). Zwei Musiker, die sich souverän und uneitel der Aufführung andienen und sie damit wesentlich mitprägen, sind hier anzutreffen (Voita! mit der Finnin Varia Linnéa Sjöström und Oliver Jahn). Die Gerüstkassetten bieten aber auch Rückzugsräume für diejenigen, auf die jeweils gerade nicht fokussiert wird. So können sie jederzeit mitgedacht werden, und alles bleibt stets aufeinander bezogen.
Im Zentrum steht jedoch Sigismund, der von seinem Vater, König Basilio, nach der Geburt fortgeschafft wurde, weil die Sterne in ihm einen künftigen Tyrannen verhießen. Der Turm, in dem der junge Mann aufwuchs, lediglich begleitet vom alten Clotaldo (Thomas Ecke), ist auf ein Bett reduziert, ein schlichtes Eisengestell, auf dem Sigismund (Željko Marovic) unter einer grauen Decke sein Dasein fristet. Seine ersten Worte aus dem Dunkel werden über Video nach außen übertragen, vier Bildschirme bilden die Verbindung zur Welt, zum Publikum.
Doch der alternde König Basilio (Jürgen Bierfreund) überdenkt seine Nachfolge, für die sein Neffe Astolfo (Axel Julius Fündeling) sowie seine Nichte Estrella (Sarah Sanders) infrage kämen. Weniger aus Reue, mehr aus „wissenschaftlichem“ Interesse daran, ob die Sterne recht behalten haben, beschließt Basilio, Sigismund auf die Probe zu stellen. Schlafend lässt er ihn in den Palast bringen und dort als Prinz behandeln. Eine folgenschwere Entscheidung, denn Sigismund zeigt sich dem erwartungsgemäß nicht gewachsen. Trauer schlägt in Aggression um, und wie ein verletztes Tier greift Sigismund nun an. Dabei wird er auch Estrella gegenüber übergriffig, lediglich Rosaura (Julia Ludwig), mit der er ein ähnliches Schicksal teilt, lässt ihn ahnend innehalten. Fast wie im Märchen findet er sich darauf in seinem Verließ wieder, angeblich erwacht aus einem Traum. Doch es gibt eine zweite Chance, eine Auflösung der Spiegelungen, und am Ende einen Sigismund, der die bestehenden Ordnungssysteme im Sinne der geltenden moralischen Regeln restituiert. Und der verzeihen kann, nachdem er kraft eigener Stärke über seinen Vater geurteilt hat.
Die Konstanzer Inszenierung des Stückes, in dem es um Verantwortung und Gerechtigkeit geht, wirkt selbst auch dadurch gerecht, dass Twiehaus jede Figur sehr genau entwickelt. Sigismund etwa tritt mit nacktem Oberkörper auf, zunächst Zeichen der Verletzlichkeit, dann aber auch der Stärke. Željko Marovic hält die spannungsreiche Rolle durchgehend auf hohem Niveau. Eindrucksvoll auch Jürgen Bierfreund als ein König, der über all seiner Macht mit der Zeit die Kraft verloren hat, Dinge zu lenken. Thomas Ecke gibt den alten Clotaldo, der Sigismund an die Seite gestellt wird, als einen Mann, der vom eigenen Pflichtgefühl in die Enge getrieben wird. Zumal er seine leibliche Tochter verleugnet, die mit Rosaura (Julia Ludwig) auf einmal vor ihm steht. Anrührend die Szenen mit ihr, der ebenfalls durch einen harten Vater Gezeichneten. Sarah Sanders und Axel Julius Fündeling geben sich als Estrella und Astolfo höfisch glatt. Bleibt noch eine höchst interessante Nebenfigur, der Diener und auch Revolutionär Clarín, gespielt von Philip Heimke. Er stachelt an, gibt murmelnd das Alter Ego Sigismunds, wenn dieser aufbegehrt, zuckt aber zusammen und wird devot, sowie ihn Aufmerksamkeit trifft. Dann braucht es schon ein Asthmaspray, um wieder Luft zu bekommen. Was für ein symbolträchtiges Bild! Ein Bild für alle, die den freien Willen erproben wollen und vor der eigenen Schwäche immer wieder zu kapitulieren haben. So trifft Theater sein Publikum.“
(Südkurier vom 24.02.2014)
2014
Dies ist die ganze Geschichte
nach dem Roman "Kapitän Nemos Bibliothek" von P.O.Enquist
Fassung von Isabell Twiehaus
Bachelorinszenierung des
3. Studienjahres Schauspiel an der
AdK Ludwigsburg
„Vielschichtig ist der zugrunde liegende Roman "Kapitän Nemos Bibliothek" von Per Olov Enquist aus dem Jahr 1994. In Ihrer Adaption haben die Dramaturgin Isabell Twiehaus und ihr Mann Wulf Twiehaus ihn nicht glatt gebügelt. Vielmehr haben sie gerade die Kompliziertheit der "ganzen Geschichte" brillant in Bilder gesetzt. ... Zwei Stunden lang halten die glänzend agierenden Schauspieler ohne Pause Ihre zum Teil umfangreichen Monologe. Dabei laufen oder schleichen sie um das sich langsam drehende Haus klettern auf den Dachboden binden sich selber fest wälzen sich im Schnee. ... Was die Studentengruppe unter der Regie ihres Dozenten Wulf Twiehaus aus dem literarisch komplexen Stoff gemacht hat ist ein höchst befriedigendes Theatererlebnis.“
(Ludwigsburger Kreiszeitung vom 15.12.2014)
Johnny Cash
It takes one to know me
Fassung von Isabell Twiehaus
Theater Konstanz
Liebeserklärung an Johnny Cash
„Unter der Regie von Wulf Twiehaus und der musikalischen Leitung von Stefan Gansewig entwickelt sich eine Geschichte
die so vielschichtig angelegt ist wie es das Leben von Johnny Cash war. Twiehaus schickt dazu zwei Schauspieler als Cash auf die Bühne. André Rohde verkörpert mit Elvis-Tolle den öffentlichen Bühnen-Cash mit seinen mitreißenden mitunter auch schlichten Rhythmen – denjenigen auch der dann unter Einfluss von Alkohol und Drogen ausfällig wird. Auf der anderen Seite Ingo Biermann als Gegenpart als sensibler Cash
der charmant verliebt und sogar naiv sein kann der sich dann aber eines Tages in eine Höhle zurückzieht um zu sterben....
Der Country-Sound Cashs kommt in Konstanz mit wenig Schmalz aus bedient sich mehr des Drives von Rock'n'Roll oder Rock ohne damit von Cash abzurücken. Während das Publikum bereits auf Betriebstemperatur ist erzählt André Rohde Cashs Vita in Kurzform und auch das späte bewegende „Hurt“ ist bereits nach einer guten halben Stunde zu Gehör gebracht worden. Was also nun noch?
Nun wird es erst eigentlich spannend denn die Lebensgeschichte breitet sich nicht linear aus. In den Schleifen die die Inszenierung anlegt nähert man sich immer mehr einer faszinierenden Persönlichkeit wobei Musik und Erzählung nur als unterschiedliche künstlerische Ausdrucksformen dienen. Der Scheitelpunkt ist erreicht als sich Johnny Cash – diesmal Ingo Biermann - in die Höhle zurückzieht (das Licht verlischt) und ein spirituelles Erlebnis hat. Was da noch ziemlich amerikanisch wirkte, geht jedoch unter die Haut als Ingo Biermann anschließend zu „Ain't No Grave“ ansetzt, das sehr heutig nach der düsteren Variante des New Country (wie etwa von 16 Horsepower bzw. Woven Hand) klingt.... Nicht erst am Ende der Aufführung "Johnny Cash - It takes one to know me",
nicht erst nach dem Ausklang der sich anschließenden Session ist klar, dass die Musik hier keine "Zugabe" von Schauspielern ist, die von einer Begleitband getragen werden - hier pulsiert sie durch die Adern aller.... Ein berauschender Abend. ...Standing Ovations redlich verdient.“
(Südkurier vom 13.10.2014)
2015
Das Maß der Dinge
von Neil LaBute Theater Konstanz
„... Twiehaus inszeniert LaButes Viererkonstellation nicht ohne Überraschung. Wenn Evelyn Adam wegen seines Seitensprungs zur Rede stellt, dann gelingt Jana Rödiger das Kunststück, verletzt und eifersüchtig zu spielen, ohne es zu sein. Johanna Link als Jenny und Peter Posniak in der Rolle des Philipp stehen vor der schwierigen Aufgabe, die Formelhaftigkeit bürgerlicher Beziehungen darstellen zu müssen, zudem die eigentliche Lüge hinter LaButes bitterböser Gesellschaftsparabel – nämlich die Falschheit zwischenmenschlicher Kommunikation. Abgezirkelte Begrüßungsrituale, Aggression als Mittel den eigenen Willen durchzusetzen, nicht zuletzt der beleidigte Abgang sind überzeugende Spielelemente, um Ich-Bezogenheit, auch Isolation zu bebildern. In einem Punkt sind sowohl Jenny als auch Peter ihrem Kommilitonen Adam einen wesentlichen Schritt voraus- nämlich dem der rollengleichen Selbstbeherrschung, wenn die selbst gewählte Fassade bricht. Tomasz Robak als Adam verlässt am Ende das Spielfeld und sieht seiner Dekonstruktion durch Evelyn als Beobachter von außen zu. Evelyns souveräne Negation von Liebe löst bei ihm starke Gefühle aus: Wut, Beschimpfungen, Leidenschaft. Eine Rückkehr in sein altes Ich? Zeichen einer Befreiung vom Irrtum der Konformität? Adams Abgang durch die Hallentür ins Freie - er ist zu schön, um wahr zu sein. Und zu individuell für diese konzentrierte, durchdachte, erdrückend präzise Inszenierung.“
(Bodo Blitz, Theater der Zeit)
2016
I’m glad I found you
Musikalischer Abend nach Navid Kermanis Roman „Das Buch der von Neil Young Getöteten“ Uraufführung, Bühnenfassung: Isabell Twiehaus Theater Konstanz
Nicht einer Handlung folgend, sondern aus der vertieften, assoziativen Beschäftigung mit der Musik und den Texten ergeben sich grundsätzliche Gedanken zu Liebe, Vertrauen, Glauben, Heimat und Verlust. Dass das nicht zum musikwissenschaftlichen oder philosophischen Vortrag wird, hat einerseits mit Axel Julius Fündeling zu tun. Er verkörpert den jungen Mann und dessen Vaterliebe ebenso glaubwürdig, wie seine Leidenschaft fast aus ihm herausplatzt. Andererseits sind da Ingo Biermann und die vierköpfige Band…mit Stefan Gansewig, Rudolf Hartmann, Albert Ketterl und Frank Denzinger. Und die rocken so cool, dass sie Neil Young und seiner Band Crazy Horse alle Ehre machen. [...] Wer vor diesem grossartigen Abend noch keine Musik von Neil Young in seinem CD-Gestell hatte, wird das zweifellos ändern wollen.
(Thurgauer Zeitung/St.Galler Tagblatt)
Die Ebenen zwischen Musiker und Fan, zwischen Akteur und Zuschauer, zwischen Generationen werden geöffnet und verweben sich, wie es nur mit Musik möglich ist. Manche Platten sind der Soundtrack unseres Lebens – ohne sie wäre es anders. Diese Botschaft kommt an. [...] Die Band Crazy Horse mit Ingo Biermann als Neil Young und Stefan Gansewig als musikalischen Leiter trifft die Musik perfekt. Man hat das Gefühl, eine Zeitreise zurück in die kanadische Avantgarde zu machen.
(Kreuzlinger Zeitung)
Doch die Erlösung naht, Neil Young (absolut authentisch gegeben von Ingo Biermann) gesellt sich dazu und nach einigen Songs auch Stefan Gansewig, begleitet von seinen absolut überzeugenden Mitmusikern (Rudolf Hartmann, Albert Ketterl & Frank Denzinger). [...] …wird hier eine musikalischer wie auch dramaturgische Umsetzung vom Feinsten geboten.
(Magazin QLT)
Mit „I’m glad I found you“ verschafft Wulf Twiehaus im Theater Konstanz Navid Kermanis Text und Neil Young eine berauschende Bühne.
(Südkurier)
Unschuld
von Dea Loher
Staatstheater Cottbus
„„[…] Die Figuren sitzen jede in einer anderen Ecke eines großen Wartesaals, der Hoffnung heißt (sehr stimmiges Bühnenbild von Katrin Hieronimus). Draußen ziehen die Tage vorüber, drinnen passiert fast nichts. Alle Versuche einer Interaktion prallen an der Unfähigkeit der anderen ab, ihre eigene Welt zu öffnen. […]
Johanna-Julia Spitzer (als Gast) und Amadeus Gollner zeichnen eindrucksvoll die Studie zweier Menschen, die sich immer weiter voneinander entfernen, in sich zurücksinken. Sehr erfrischend zwischen beiden ist Rosas Mutter, der der Zucker zwar zuerst den Zeh, dann den Fuß raubt, die Lebensgeister aber nicht. […] Heidrun Bartholomäus in kurzen, aber eindrucksvollen Sequenzen. […]
Susann Thiede zeigt sie [Frau Habersatt, d. Red.] als eine in ihren Stimmungen schwankende, sich subtil ins Leben anderer drängende Frau. So kreuzt die Habersatt auch bei den Eltern eines ermordeten Mädchens auf. Ariadne Pabst und Rolf-Jürgen Gebert zeigen sie zwischen Schmerz und Mitleid zerrissen. Für Elisio und Fadoul, zwei illegale Flüchtlinge, die froh sind, das Morden in der Heimat und das bedrohliche Meer überlebt zu haben, ist diese Welt fremd. […]
An der Bushaltestelle lernt er [Fadoul, d. Red.] das blinde Mädchen Absolut kennen, Stripptänzerin in einem Nachtlokal. Sieht er schon diese Liebe als ein großes Glück an, wähnt er den Fund einer immensen Geldsumme als göttliche Fügung. Nun kann er Absolut die Augenoperation bezahlen. Als die misslingt, scheint das Mädchen fast froh darüber zu sein, in ihr altes Leben zurückkehren zu können, während Fadoul das nicht akzeptieren will. […]
Das ist beeindruckend von den drei jungen Schauspielern Lucie Thiede sowie Max Hemmersdorfer (Elisio) und Željko Marović (Fadoul) gespielt. Gäste, die man gern wiedersehen würde. Regisseur Wulf Twiehaus verknüpft die Figuren – insgesamt sind es 17 – im Laufe des Spiels immer engmaschiger, schafft so ein Gesellschaftspanorama. […]
Jeder stirbt für sich allein, scheint eine vielfach akzeptierte Devise zu sein. Wer trägt die Schuld? Alle, wenn man dem Stück folgt. Am eigenen wie am Elend der anderen. Und das Prinzip Hoffnung? In Dea Lohers Stück ist es abwesend. Selbst der alternden Philosophin Ella (wunderbar skurril von Sigrun Fischer gespielt), die anfangs noch über Lebenssinn und Menschsein nachdenkt, fällt schließlich nichts mehr als sinnfreies Blabla ein. Das Ende der Utopien?
Leichte Kost ist dieser Theaterabend nicht. Aber außerordentlich. Wer Denken als Vergnügen betrachtet, sich an fein gesponnenen Gedanken, an Sprache erfreuen kann, wird einen tollen Theaterabend erleben, der auch viel Wortwitz und groteske Situationen bietet. Unterhaltung auf höchstem Niveau und sehr zu empfehlen.“
(Lausitzer Rundschau)
...die Menschen sind kalt zueinander, gleichgültig, das bißchen Wärme ist eher ein Anspruch an den anderen, die ewig unerfüllbar bleibt. Das Sartre-Wort fällt einem ein: Die Hölle, das sind die anderen. Geschliffene Sprache, ein malerisch-abstraktes, leicht surreales Bühnenbild, mit großer Tiefenwirkung nach hinten, spielte das Stück fast nur im Subproletariat einer gedachten Gesellschaft. Interessant fand ich die Art der Szenenwechsel. Die Personen der grade gespielten Szene blieben hinten oder an den Seiten des Raumes „kleben“, erstarrten, rollten sich weg, bewegten sich manchmal noch wie in Zeitlupe, während die neuen Personen diagonal über die anderen hinweg in die Mitte der Bühne traten, so dass es wie ein Bild wirkte, was in selben Moment gezeichnet und gemalt wird. Sehr schön!
(Anja Röhl)
...Die Versatzstücke des Verlorenseins, die individuellen Fragen, bei Antwortlosigkeit der Gesellschaft, die persönliche Leere, bei nicht erfüllten Erwartungen-dies alles gehört dann eben doch zusammen und fesselt trotz gewisser Längen beziehungsweise behält seine Spannung wegen der unmittelbar fühlbaren Brisanz .. ja, wenn man so will, des Nichts, des Niemandseins.
„Sie haben Ihr Unglück gefunden, und jetzt wollen Sie eine Bestätigung dafür.“, heißt es an einer Stelle. Und dann ist da noch diese Tür, ganz tief hinten im Raum. Die ganze Zeit ziehen dort weiße Schönwetterwolken über strahlend blauen Himmel, ruft die Ferne-ist der Ausweg eigentlich da.
Wo Beckmann DRAUSSEN VOR DER TÜR steht, fehlt ihnen die Kraft heraus zu treten. Doch es kann gelingen, muss gar dem, der nicht einfach vergehen will.
UNSCHULD: sehenswertes Theater.
(Blicklicht)
2017
Judas
von Lot Vekemans
Theater Konstanz
...Es gibt großartige Sätze in diesem Text „Ein Mensch handelt häufiger aus Zweifel als aus Glauben“, lautet einer von ihnen: “Den Glauben will man behalten, Zweifel aber will man loswerden.“ Fündeling versteht es, diesen Sätzen Wirkung zu verleihen, indem er selbst eine zweifelde Figur zeigt. Sein Judas schwankt zwischen Rechtfertigung und Anklage. Der weiße Fels ist sein Prüfstein, mal erklimmt er ihn, mal lässt er sich von ihm fast erschlagen. Aus dem Parkett erklingt immer wieder ein einsames Cello (Stefan Baumann)....Das alles ist in der Regie von Wulf Twiehaus in sich stimmig. Auf einen Freispruch wartet Judas vergebens. Dafür gibt es großartiges Theater.
(Südkurier)